Der Weiterverkauf von #E-Books darf verboten werden – aber ist das sinnvoll?

Das Hanseatische Oberlandesgericht hat entschieden, dass gebrauchte E-Books nicht weiterverkauft werden dürfen. Bzw., um genau zu sein, dass AGB zulässig sind, die den Weiterverkauf verbieten.

Im ersten Moment durchaus überraschend, denn für gedruckte Bücher gilt der Erschöpfungsgrundsatz. Da dieser aus dem Immaterialgüterrecht stammt, es also gerade nicht um materielle Güter geht, verwundert die Ungleichbehandlung zum gedruckten Buch doch sehr. Die Richter folgten hier offensichtlich den Argumenten der beklagten Verlage, und die sehen das so:

Die Hamburger Entscheidung ist ein Erfolg für die gesamte Buchbranche. […]. Digitale Bücher können praktisch unendlich vervielfältigt und weitergegeben werden, ohne sich jemals abzunutzen. Der Primärmarkt für E-Books und Hörbücher würde komplett zerstört werden, wenn es einen legalen ‚Gebrauchtmarkt‘ gäbe.

So sagt das zumindest Christian Sprang. Er vertritt dabei als Justiziar den Börsenverein des deutschen Buchhandels. Spannende Einschätzung. Nun ist es sicher richtig, dass sich digitale Kopien verlustfrei erstellen lassen und damit eine „Abnutzung“ nicht gegeben ist. Andererseits halten gedruckte Bücher im Zweifel ebenfalls Jahrhunderte, und selbst billig gedruckte Bücher können sicher in der Regel bis zu zehn mal ohne Probleme gelesen oder auch weitergegeben werden. Die „Abnutzung“ eines Buches beim lesen ist doch eher begrenzt. Umgekehrt werden (bei mangelnden Backups) digitale Kopien recht schnell vernichtet, wenn mal jemand nicht aufpasst. USB-Sticks in der Waschmaschine, magnetische Datenträger, die irgendwo runterfallen oder auch schlicht der Totalabsturz mit notwendiger Neuinstallation des heimischen Rechners vernichten ruck zuck hunderte Dateien.

Solange wir also von einer legalen Weitergabe – Übertragung der Datei zum Empfänger und anschließend löschen der Datei beim abgebenden – reden, spricht vieles dafür, dass es auch nicht mehr Weitergaben sind, als beim gedruckten Buch. Schließlich verkauft nicht jeder weiter (und sei es schon nur aus Bequemlichkeit) und nicht jeder will „gebrauchte Dateien“ (wie vertrauenswürdig ist die Quelle? Sind da sicher keine bösen Viren drauf?). Also wo ist das Problem? Christian Sprang sagt noch mehr und da liegt ein Hinweis:

Für Verlage und Händler wäre es unmöglich, weiter gemeinsam an nachhaltigen und kundenfreundlichen Download-Modellen für Bücher zu arbeiten. Darunter würden letztlich vor allem die Verbraucher leiden.

Ach? Also, wenn ich derzeit ein eBook bei Amazon kaufe, brauche ich einen Kindle oder eine Kindle-App, um das Buch zu lesen (Fernlöschoption inklusive!). Kaufe ich ein eBook bei z.B. Hugendubel ist dieses mit einem DRM-System versehen, für das ich ein Adobeprogramm benötige, damit ich das Buch auf meinen Reader bekomme. Das Programm gibt es für Mac und Windows. Ich nutze Linux. Ich habe mich damit ein mal rumgeärgert. Wirklich komfortabel ist keiner dieser Onlineshops. Wie würde denn ein „nachhaltiges und kundenfreundliches Download-Modell“ aussehen? Denn die bisherigen Modelle scheitern mindestens beim Punkt „kundenfreundlich“.

Alle Modelle? Nein. Eine ganze Reihe von Verlagen verzichtet bereits auf einen „harten“ Kopierschutz und verwendet statt dessen ein digitales „Wasserzeichen“ oder verzichtet gleich ganz auf einen Kopierschutz. Und manche Shops bieten generell nur DRM-freie Bücher an. Und werden dennoch gekauft. Oder – zumindest in meinem Fall – gerade deswegen.

Denn der eigentliche Punkt ist doch der: wenn illegale Angebote komfortabler sind als legale, dann greifen viele zum illegalen Angebot. Ich will einen Shop, in dem ich

  • alle aktuellen Bücher
  • zu einem fairen Preis
  • ohne DRM und
  • ohne AGB-Klauseln, die den Erschöpfungsgrundsatz verletzen
  • in einem offenen, standardisiertem Format (üblicherweise ePub)

bekomme. Wenn es den Shop gibt, kaufe ich meine eBooks dort gerne. Alle eBooks, die diese Bedingungen (ab der zweiten) nicht erfüllen, brauche ich nicht.

Dann lieber in Papier, das kann ich wenigstens ins Regal stellen.

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