Seit die GDL streikt, wird darüber diskutiert, ob das noch verhältnismäßig ist: Eine relativ kleine Gewerkschaft legt den gesamten Schienenverkehr in Deutschland lahm. Rohmaterialien erreichen damit die Industrie nicht, Waren kommen nicht ans Ziel und damit hat nicht nur die bestreikte Bahn Kosten und Umsatzausfälle, sondern viele weitere Betriebe quasi als „Kollateralschaden“. Und die Pendler? Die sind hochgradig genervt. Daher ist niemand wirklich solidarisch mit der GDL. Wie solidarisch? Die verhindern, dass wir zur Arbeit kommen? Und da sollen wir solidarisch sein???
Ja, findet Jakob Augstein in seiner Kolumne „Bahn-Streik: Ein Dank an die Lokführer„. Und er hat in vielem nicht unrecht, ist es doch das Streikrecht, dass es den einfachen Arbeitnehmern (also der Masse der Erwerbstätigen) erlaubt, den Arbeitgebern etwas entgegenzusetzen.
Aber, muss man als Pendler überhaupt genervt sein? Nun, nicht, wenn man im Einzugsgebiet von BOB oder ALEX wohnt. Diese Privatbahnen sind nämlich nicht betroffen. Und wer die Wahl zwischen U-Bahn und S-Bahn hat nimmt dieser Tage halt die U-Bahn. Die ist zwar etwas voller dieser Tage, aber sie fährt.
In meiner Kindheit war die Bahn noch ein echtes Staatsunternehmen, die Mitarbeiter verbeamtet. Beamte dürfen nicht streiken, folglich ist es gar nicht so eine große Kunst, wenn dieser Streik „der längste in der Geschichte der Bahn“ ist. Dann hat man die Bahn privatisiert und damit zu einem „bestreikbaren“ Unternehmen gemacht. Man hat aber versäumt, gleichzeitig die Rahmenbedingungen so zu verändern, dass zügig Wettbewerber auf die Schiene kamen.
Deshalb ist dieser Streik so fatal. Die Lufthansapiloten streiken? Ärgerlich, aber es gibt ja noch viele andere Fluglinien, dann muss man halt umbuchen. Es mag ein paar Flugrouten geben, auf denen diese Alternative nicht besteht, aber im wesentlichen ist es ein Schaden für die Lufthansa, es bricht nicht gleich das große Chaos aus oder bricht die Infrastruktur zusammen. Die Lufthansa ist ein Unternehmen unter vielen.
Aber die Bahn ist immer noch ein Beinahe-Monopol-Unternehmen. Deshalb ist dieser Streik so fatal. Das ist aber nicht schuld der GDL, sondern der Politik, die die Bahn in ein privatwirtschaftliches Unternehmen umgewandelt hat und glaubte, sonst würde sich nichts ändern.
Und Weselsky? Ist der wirklich ein „Größenbahnsinniger“, wie von der Bild behauptet?
Fefe hat dazu einen Blogbeitrag, in dem er feststellt, dass der GDL-Chef scheinbar der einzig Aufrichtige in diesem Zirkus ist, einer, der bedingungslos für die Leute eintritt, die er vertritt.
Was lernen wir daraus? Monopole sollten vermieden werden, denn wenn der Monopolist ausfällt, haqt das fatale Auswirkungen, im Infrastrukturbereich sowieso. Und solange niemand diesen Missstand im Falle der Bahn beseitigt, werden wir Streiks wie den der GDL aushalten müssen. Und sollten als Arbeitnehmer solidarisch zu den Streikenden stehen!
Ach ja, ein Tipp noch an die GDL: bestreikt mehr die Wochentage und verschont Wochenenden und Ferienzeiten. Dann fällt das mit dem solidarisch sein den meisten Arbeitnehmern gleich viel leichter 😉